Katarina Šoškić

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The rooms I was renting are rented to some other people to spread their microcosm there, to feel settled for a while.

While far away from home, to feel at home is transitory.
It follows the rhythm of the moves, as for many, to live is to leave,

to come back, to trace them back, the moves, is an intrusive gesture of introspection – housing as a checkpoint of the mental state, not yet seen as a commodity.

Memory is a construction, as moving is a necessity.
How would ‘feel at home’ feel like, if we were all settled down?

I know no other place to come back to but to this permanent moving of mine.

In den Monaten Juli, August und September des Jahres 2016 besuchte ich oder versuchte zumindest, alle die Wohnungen zu besuchen, in denen ich während der letzten acht Jahre in Wien gelebt oder zumindest mehr als drei Nächte verbracht hatte. Dies ist ein Teil der Fotos, die dabei entstanden.

Katarina Šoškić

 

Katarina Šoškić ist eine serbische Künstlerin, die in Belgrad und Wien lebt und arbeitet. Sie verwendet Fotografie und Sprache, um soziale Phänomene, Kultur und Subkultur, den Einfluss von Tradition und Geschichte, die Konstruktion von sozialen Mustern und eingeschriebenen psychologischen Mechanismen zu erforschen.
katarinasoskic.net 

Reinhard Braun

Fotografie hat schon immer das Private und das Öffentliche verknüpft, das Private dem Öffentlichen eingeschrieben und umgekehrt. Über fotografische Bilder verhandeln wir also immer auch ein Innen und Außen, ein Eigenes gegenüber einem Anderen, führen Beschreibungen und Unterscheidungen ein. Eine der wichtigsten Unterscheidungen in dieser unserer Zeit der Krisen und Konflikte, der Flucht und der Grenzziehungen ist sicherlich jene, die sich über Zugehörigkeiten definiert, zu bestimmten Kulturräumen, Religionen und Wertesystemen.

Katarina Šoškić kam 2007 nach Wien, um an der Universität für angewandte Kunst zu studieren, wohnte an verschiedenen Orten, bei verschiedenen Freunden, machte 2013 ihren Abschluss und führte drei Jahre lang das vagabundierende Leben einer Künstlerin der postfordistischen Wissensgesellschaft, zugleich ortlos und beständig in Netzwerke eingebunden. 2016 kehrt sie nach Wien zurück, um hier ein Doktoratsstudium zu beginnen. Sie besuchte erneut jene Orte, die sie bewohnte, die einmal ihr – allerdings nur vorübergehendes – Zuhause gewesen waren. Der Ausschnitt einer Biografie in Bewegung, zugleich privilegiert und prekär, die Biografie eines wiederkehrenden Zurücklassens und Wieder-Aufsuchens, sind doch die Wohnungen längst von anderen bewohnt und von anderen Biografien umgeschrieben – die Geschichte eines fortwährenden Un-Zuhauses?

Home No Home lautet denn auch der Titel des Buchs, in dem sie die Fotografien dieser biografischen, um nicht zu sagen migrantischen Rückkehr organisiert. Ein Buch, der persönlich, fragmentarisch und ausschnitthaft bleibt, wie auch die Bilder großteils ausschnitthaft bleiben. Sie bieten keinen Überblick, was sie zeigen, kann keinem bestimmten Ort zugeordnet werden: Fassadenelemente, Fenster, Ausblicke in Innen- höfe, so typisch wie unbestimmt, ungemachte Betten, achtlos neben einer Tischlampe auf dem Boden verstreute Strümpfe, eine Zeitschrift, ein Wasserglas auf dem Biertisch vor einem Sofa, das zum Übernachten genutzt wurde, ein verpacktes Bild. Nichts in diesen Bildern deutet auf Dauerhaftigkeit von Lebensbedingungen, ein Vorüber- gehendes scheint ein anderes Vorübergehendes abgelöst zu haben, dem Un-Zuhause folgt kein Zuhause. Die Bilder scheinen wie im Vorbeigehen aufgenommen. Doch zeugen sie von einer Genauigkeit im Repräsentieren des Provisorischen, Flüchtigen und Beiläufigen – eine Ordnung der Bilder, die weder vollständig ist noch eine Wahrheit behauptet oder beansprucht, eine Befragung fragiler und flüchtiger Wirklichkeiten.

Katarina Šoškić bewegt sich mit Home No Home an einer unsicheren Grenze des Fotografischen, an der sie vom Konkreten ins Typische verrutschen könnte. Doch behalten ihre Bilder eine Offenheit für das, was außerhalb von ihnen liegt, für das, was es ebenso zu sehen gäbe. Dadurch bleiben sie einer Vorläufigkeit und Vielfältigkeit von Sichtweisen verbunden, die immer mehr hinter den Bildern des Eigenen zu verschwinden drohen. Unter der fragmentarischen und von Leerstellen gekennzeichneten Oberfläche von Home No Home könnten sich somit auch andere Bilder verbergen, die zwar nicht zu sehen sind, die aber als Möglichkeit denkbar und erahnbar bleiben.

 

Reinhard Braun, geboren 1964 in Linz; Studium der Kunstgeschichte an der Karl Franzens-Universität, Graz; lebt und arbeitet in Graz. 2007 bis 2010 Kurator für bildende Kunst des Festivals steirischer herbst. Seit 2011 künstlerischer Leiter von Camera Austria und Herausgeber der Zeitschrift Camera Austria International. Zu den aktuellsten kuratorischen Projekten für Camera Austria zählen: „Disputed Landscape“ (2015), „What Was Documentary Is Now Something Else“ (2015), „Shirana Shahbazi: Group Show“, „Markus Krottendorfer: At New Moon Tomorrow“ und „Stephanie Kiwitt: Dialogues“ (alle 2016).